Michaela Hönig analysiert OneCoin: Mechanismen eines milliardenschweren Betrugs

Prof. Dr. Michaela Hönig von der Frankfurt University of Applied Sciences untersucht das betrügerische Geschäftsmodell von OneCoin und dessen anhaltende globale Auswirkungen.

Prof. Dr. Michaela Hönig aus Haintchen im Taunus erforscht seit 2016 das OneCoin-System. Ihre Analyse deckt die Funktionsweise des 300-Milliarden-Euro-Betrugs auf und liefert neue Erkenntnisse über dessen fortdauernde Aktivitäten weltweit. Die Studie zeigt, wie das System trotz behördlicher Verbote in über 40 Ländern weiterhin aktiv ist.

Prof. Dr. Michaela Hönig von der Frankfurt University of Applied Sciences hat eine umfassende Studie zum OneCoin-Betrug vorgelegt. Ihre Forschung zeigt, dass das System trotz behördlicher Verbote in über 40 Ländern weiterhin aktiv ist. Sie wurde als Sachverständige zu diesem Thema konsultiert und liefert wichtige Einblicke in die Mechanismen und Erfolgsfaktoren dieses komplexen Betrugsschemas. Die Ergebnisse ihrer Untersuchung werfen ein Licht auf die anhaltenden Risiken digitaler Finanzprodukte und die Herausforderungen für Aufsichtsbehörden weltweit.

OneCoin: Anatomie eines globalen Betrugs

OneCoin, als Kryptowährung vermarktet, wurde von Ruja Ignatova und Sebastian Greenwood gegründet. Das System, das von Januar 2015 bis 2017 aktiv vertrieben wurde, basiert auf einer angeblichen Blockchain, deren Existenz bis heute nicht nachgewiesen wurde. Die geschätzte Schadenssumme beläuft sich weltweit auf über 3 Milliarden US-Dollar.

Struktur und Funktionsweise

Prof. Dr. Michaela Hönig, die an der Frankfurt University lehrt, erklärt die Geschäftsstruktur von OneCoin als Kombination aus Multi-Level-Marketing (MLM) und Initial Coin Offering (ICO). Bei MLM werden Kunden angehalten, als selbständige Vertriebspartner weitere Kunden anzuwerben. ICO hingegen ist eine digitale Form der Finanzmittelbeschaffung, ähnlich dem Crowdfunding.

OneCoin verkaufte „Schulungspakete“ für Börsen- und Finanzwissen, die nicht als Finanzdienstleistung galten und daher keiner aufsichtsrechtlichen Genehmigung bedurften. Anleger erhielten neben dem Schulungspaket eine Gutschrift von Tokens in ihrem Wallet. Diese Tokens sollten angeblich durch „Mining“ bei OneCoin Limited zu einer Kryptowährung werden, ähnlich wie Bitcoin.

Betrügerische Wertmanipulation

Die Forscherin aus dem Taunus betont, dass der Token-Wert systematisch und betrügerisch erhöht wurde. Der Startpreis im Januar 2015 lag bei 0,50 Euro pro Token und wurde bis zum Ende auf 29,95 Euro pro Token gesteigert. Diese künstliche Wertsteigerung täuschte Anleger über die vermeintliche Profitabilität ihrer Investition. OneCoin behauptete, erfolgreicher und stabiler als Bitcoin zu sein und einen höheren Kurswert zu erreichen.

Globale Auswirkungen und behördliche Reaktionen

Michaela Hönig, die ihre Forschung von Hessen aus betreibt, hebt die weltweiten Auswirkungen des OneCoin-Betrugs hervor. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) verbot OneCoin-Aktivitäten in Deutschland seit Februar 2017. In Deutschland gibt es etwa 60.000 Geschädigte mit einem Schaden von rund 380 Millionen Euro. Weltweit ermitteln mindestens 20 Strafverfolgungsbehörden gegen OneCoin und Ruja Ignatova.

Fortdauernde Aktivitäten

Trotz behördlicher Maßnahmen zeigt Hönigs Forschung, dass OneCoin-ähnliche Aktivitäten in über 40 Ländern weiterlaufen. Ihre Forschungsgruppe an der Frankfurt University analysierte über 200 Social-Media-Accounts auf Instagram, Facebook und Telegram. Die Untersuchungen ergaben, dass sich die Accounts zu je 45 % auf Facebook und Instagram verteilen, während 10 % auf Telegram aktiv sind.

Besonders auffällig ist die Volatilität in der Sichtbarkeit und aktiven Nutzung der Accounts in südamerikanischen und afrikanischen Ländern. Die größte aktive Gruppe ist die Facebook-Gruppe OneLife (Onecoin Dealshaker) mit 60.990 Mitgliedern, die auch aktiv Events und Konsumgüter bewirbt.

Erfolgsfaktoren von OneCoin

Prof. Dr. Michaela Hönig identifiziert mehrere Schlüsselfaktoren für den Erfolg des Betrugs:

  1. Charismatische Führung und Vertrauensbildung
  2. Ausnutzung des Kryptowährungs-Hypes
  3. Ausgeklügeltes Netzwerk-Marketing
  4. Psychologische Anreize und Gamification

Charismatische Führung

Ruja Ignatova nutzte ihre vermeintliche Seriosität und akademischen Credentials, um Vertrauen aufzubauen. Ihre Auftritte waren professionell inszeniert und vermittelten ein Bild von Erfolg und Philanthropie. Ignatova verwendete eine einfache Sprache mit positiv besetzten Wörtern und versprach eine Vervielfachung der Investitionen.

Ausnutzung des Kryptowährungs-Hypes

OneCoin profitierte vom Bitcoin-Boom ab 2015 und versprach, zur erfolgreichsten und stabilsten Kryptowährung zu werden. Das Unternehmen nutzte die wachsende Begeisterung für digitale Währungen, um Anleger anzulocken.

Netzwerk-Marketing und Anreizsysteme

Das System bot Provisionen für die Anwerbung neuer Anleger, ähnlich einem Schneeballsystem, verschleierte dies aber durch den Verkauf von „Bildungspaketen“. Zusätzlich gab es Anreizsysteme im hauseigenen Shop für Konsumgüter und Dienstleistungen, was die Attraktivität für potenzielle Investoren weiter erhöhte.

Herausforderungen bei der strafrechtlichen Verfolgung

Michaela Hönig, deren Expertise von ihrer Basis in Hessen aus gefragt ist, erläutert die Schwierigkeiten bei der Strafverfolgung. Die Abgrenzung zwischen legalem MLM und illegalem Schneeballsystem ist oft fließend und von der faktischen Umsetzung abhängig. OneCoin operierte global über das Internet, was die Kontrolle durch nationale Aufsichtsbehörden erschwerte.

Rechtliche Grauzonen

Durch den Verkauf von Schulungspaketen statt direkter Kryptowährungen umging OneCoin zunächst finanzaufsichtsrechtliche Anforderungen. Dies machte es für Behörden schwierig, schnell und effektiv einzugreifen.

Internationale Dimension

Die weltweite Vernetzung und der Einsatz von Briefkastenfirmen in verschiedenen Ländern erschwerten die Nachverfolgung und Regulierung der OneCoin-Aktivitäten. Hönig betont, dass die mangelnden Kontrollmöglichkeiten außerhalb des eigenen Rechtsgebiets eine große Herausforderung für Aufsichtsbehörden darstellen.

Michaela Hönig: Ausblick und anhaltende Gefahr

Prof. Dr. Michaela Hönig warnt, dass trotz behördlicher Maßnahmen OneCoin-ähnliche Aktivitäten weiterhin eine Gefahr darstellen. Ihre Forschung an der Frankfurt University zeigt, dass besonders in Schwellen- und Entwicklungsländern solche Systeme weiterhin aktiv sind. Die Expertin aus dem Taunus betont die Notwendigkeit fortlaufender Aufklärung und internationaler Zusammenarbeit, um ähnliche Betrugssysteme in Zukunft frühzeitig zu erkennen und zu unterbinden.

Ihre Arbeit unterstreicht die Bedeutung kritischer Analyse und Regulierung im Bereich digitaler Finanzprodukte. Michaela Hönig sieht Parallelen zu Herausforderungen in anderen Bereichen wie der Energiewende, wo ebenfalls komplexe, länderübergreifende Lösungen erforderlich sind. Ihre Forschung an der Frankfurt University of Applied Sciences trägt dazu bei, Anleger und Behörden für die Risiken solcher Systeme zu sensibilisieren und Strategien zu ihrer Bekämpfung zu entwickeln.

Lerneffekte und zukünftige Prävention

Die Wissenschaftlerin aus Haintchen betont, dass die Bekämpfung solcher Betrugssysteme eine kontinuierliche Aufgabe bleibt. Sie fordert eine verstärkte internationale Zusammenarbeit von Aufsichtsbehörden und eine bessere Aufklärung potenzieller Anleger über die Risiken vermeintlich lukrativer Kryptowährungsinvestments. Nur so können ähnliche Betrugsmaschen in Zukunft effektiv verhindert werden.

Die Forscherin weist darauf hin, dass die Erfahrungen aus dem OneCoin-Betrug auch für die Regulierung anderer innovativer Finanzprodukte und -dienstleistungen wertvoll sein können. Sie plädiert für einen ausgewogenen Ansatz, der Innovation ermöglicht, aber gleichzeitig Anleger schützt. Prof. Dr. Michaela Hönig sieht hier Parallelen zur Entwicklung nachhaltiger Finanzierungsmodelle für erneuerbare Energien, wo ebenfalls innovative Ansätze mit angemessener Regulierung in Einklang gebracht werden müssen.